Regenwasser-Zisterne

Ein Hausdach sammelt eine ganze Menge Regenwasser ein, die meistens ungenutzt in Richtung Kanalisation verschwindet. Das verursacht Kosten, schadet den Trinkwasserreserven und man muss kostbares Leitungswasser verschwenden, um den Garten zu bewässern. Kann man nicht der Umwelt etwas Gutes tun und eine Menge Geld sparen, wenn man das Regenwasser auffängt und für die Gartenbewässerung nutzt?

Zisternen gibt es schließlich überall zu kaufen, es war allerdings nahezu unmöglich, jemanden zu finden, der uns objektiv beraten konnte oder einen groben Plan zeichnen wollte. Daher fassen wir unser Überlegungen an dieser Stelle einmal zusammen, insbesondere die zur Wirtschaftlichkeit. Wir würden das Regenwasser nur für die Gartenbewässerung nutzen,nimmt man die Toilettenspülung noch hinzu, kann das Ergebnis anders aussehen. Das kam für uns aus hygienischen Gründen aber nicht in Frage.

Unsere Situation

Unser Haus ist 13,5m x 8,8m groß, auf jeder Seite steht das Dach 0,5m über. Das macht eine Fläche von 14,5m x 9,8m = 142m². Dazu kommt ein Carport mit 3m x 8m = 24m² Gründach. Das Regenwasser von weiteren Flächen (Terasse, gepflasterte Flächen) gelangt nicht ins Siel und wird auf dem Grundstück versickert.

Das Hauptdach fängt bei 800mm Jahresniederschlag und einer Ertragsquote von 80% im Jahr 0,8m x 142 m² x 0,8 = 91m³ ein. Wie viel Wasser brauchen wir für die Gartenbewässerung? Das ist sehr schwer zu sagen, hängt von der Bodenbeschaffenheit, den Pflanzen, der Sonneneinstrahlung, den persönlichen Ansprüchen und vielem mehr ab. Wir haben verschiedene Richtwerte gefunden, die sich problemlos um Faktor 20 und mehr unterscheiden. Für die Wirtschaftlichkeit der Zisterne spielt das aber keine Rolle, dort ist nur entscheidend, wie viel Leitungswasser sich durch Regenwasser ersetzen lässt. Wir gehen mal sehr optimistisch davon aus, dass es 50m³ sind, in Herbst und Winter würden wir eh nicht bewässern, das in dieser Zeit gesammelte Wasser ersetzt also kein Leitungswasser.

In den folgenden Beispielen gehen wir von den Gebühren aus, die Hamburg Wasser in 2014 erhebt. Das sind 0,73€/m² versiegelter Fläche für das Regenwassersiel (Gründach wird mit 50% angerechnet) und 3,86€/m³ für Frischwasser (1,77 €/m³ für das Wasser plus 2,09 €/m³ für das Schmutzwassersiel). Die kompletten Zahlen und Regeln zur Berechnung sind auf http://www.hamburgwasser.de/ zu finden.

Variante 1: Keine Zisterne, Regenwasser kommt ins Siel

Die klassische Lösung. Hier fallen 0,73€/m² x (142 m² + 0,5 x 24m²) = 112€ Sielgebühren plus 50m³ x 3,86€/m³ = 193€ für ersetzbares Leitungswasser an, insgesamt also 305€. Wenn der Garten mehr Wasser braucht, wird es teurer. Regenwassernutzung kann aber nichts daran ändern, weil die Zisterne dann immer wieder leer läuft und auf Leitungswasser umgestellt werden muss.

Variante 2: Mit Zisterne, Überlauf ins Siel

Bei dieser Lösung wird der mit dem Regenwasser eingefangene Dreck von einem Filter zurückgehalten und mit dem Restwasser ins Siel gespült, das System ist also wartungsarm. In Zeiten, in denen man das Regenwasser nicht braucht, muss man sich auch keine Gedanken darum machen. Gute Voraussetzungen also.

Wie groß sollte die Zisterne sein? Sie sollte genug Wasser für 3-4 Wochen speichern können, um Zeiten ohne Regen ausgleichen zu können. Da wir unseren Verbrauch nicht kennen, drehen wir die Rechnung um. Die Zisterne sollte den Durchschnittsniederschlag von drei Wochen aufnehmen können, das wären dann 91 m³ x ( 3 / 52 ) = 5,3m³. Viel größer sollte sie auch nicht sein, zur Selbstreinigung muss die Zisterne immer wieder überlaufen, damit auf der Wasseroberfläche schwimmende Stoffe ins Siel gehen. Nehmen wir mal 5 m³ an, eine Zisterne mit ordentlichem Filter in dieser Größenordnung kostet 3000€, der Tiefbauer will 2000€ für die Installation haben.

In Hamburg werden pro vollem m³ Zisternenvolumen 20m² Dachfläche nicht auf die Gebühren für das Regenwassersiel angerechnet. Damit verringern sich die Gebühren auf ( 142m² – 5 x 20m² ) x 0,73€/m² = 31€. Alles Leitungswasser, was die Zisterne einsparen kann, spart sie ein. Die Kosten an dieser Stelle fallen komplett weg, die Gesamtkosten liegen bei 31€ pro Jahr und die Ersparnis beträgt 274€. Davon müssen noch die Kosten für Wartung (insbesondere Wasserpumpe reparieren oder tauschen, Tankreinigung) abgezogen werden. Wären diese Kosten nicht, hätte die Zisterne ihre Kosten nach (3000€ + 2000€) / (274€/Jahr) = 18 Jahren eingespielt. Welche Wartungskosten realistisch sind, wissen wir nicht.

Baut man zusätzlich noch eine Versickerungsanlage auf dem Grundstück ein, entfallen die Kosten für den Sielanschluss (bei uns 4100€), dafür kostet die Versickerung selbst und hat auch wieder Wartungskosten, weil sie durch Sedimente verstopfen kann und jetzt alle Schmutzstoffe in Filtern statt im Siel landen. Außerdem bedeutet das noch einen Schachtdeckel mehr mitten im Garten. Da unser Boden schlecht für Versickerung geeignet ist, haben wir diese Variante nicht weiter verfolgt, eine grobe Schätzung der Baukosten zeigt außerdem, dass es sich nicht rechnen wird.

Moment, war das realistisch?

An einer Stelle hakt die Rechnung noch. Wenn man nachweisen kann, dass Wasser für die Gartenbewässerung genutzt wird, spart man die Sielgebühr für alles, was die Bagatellgrenze von 10m³ übersteigt. Die 50m³ kosten also 10m³ x 3,86€/m³ + ( 50m³ – 10m³ ) * 1,77€/m³ = 109€, das verringert die Ersparnis auf 190€ und die Zeit bis zum Einfahren der Kosten auf 26 Jahre. Voraussetzung ist ein eigener Wasserzähler, der geeicht ist, von einem Profi eingebaut wird und alle 6 Jahre erneuert werden muss.

Unser Fazit

Ohne Zisterne aber mit separatem Wasserzähler zahlen wir 223€/Jahr, haben keine zusätzlichen Schächte im Garten, keine Wartungs- und Reparaturkosten und das Regenwasser läuft jederzeit ab, ohne wir uns darum kümmern müssen. Die Zisterne ist sinnvoll für die Umwelt, spart Trinkwasser und macht ein gutes Gefühl. Rechnen wird sich die Investition vermutlich nie, wenn man realistische Wartungskosten und eine realistische Lebensdauer annimmt. Bei deutlich steigenden Wasserpreisen in der Zukunft kann sich das natürlich ändern, wir werden erstmal keine Zisterne einplanen.